Die Unfähigkeit, Schmerz anzuschauen oder Phasen des Schmerzes auzuhalten ist weit verbreitet.
Wie kann sich das in Deinem Leben auswirken?
Verdrängen ist nicht verarbeiten
Die Alternative zum Fühlen ist oft das „in den Kopf gehen“, das Übergehen, das Rationalisieren oder Analysieren.
Manchmal wird den Kindern von kleinauf beigebracht, Gefühle zu blockieren – „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, „Stell Dich nicht so an“. Möglicherweise gab es keinen geschützten, geborgen Raum, wo Deine Gefühlwelt Platz hatte, sodass das Verdrängen die einzige Möglichkeit war und wir nie gelernt haben etwas zu durchfühlen.
Die verdrängte Energie sucht sich immer einen Weg
Du erlebst möglicherweise körperliche oder psychische Symptome wie Energielosigkeit, dauerhafte depressive Verstimmung, Mattigkeit, Freudlosigkeit etc. Die Verbindung mit dem verdrängten Schmerz kann dann für Dich völlig unsichtbar sein.
Ein weiteres Ventil für verdrängten Schmerz können Projektionsflächen im Außen sein. Wir erleben unter Umständen Aggressivität, Schuldzuweisungen, Angriffe, Kampszenarien, Beschuldigungen, Nörgeleien oder toxische Kreisläufe in der Familie oder auf der Arbeit. Eine Energie, der nicht Raum gemacht wurde, weil wir den Schmerz nicht gefühlt haben, überträgt sich dann auf ein anderes „Spielfeld“. Diese Energie zeigt sich dann oft nicht durch Schmerz sondern als ungesunde Kraft. Etwas, was ungesund ist für uns und Andere.
Es gilt also, wieder mit den wahren Gefühlen, die in uns sind, in Kontakt zu kommen. Wie kann dieser Weg gelingen?
1. Die Projetkion im Außen erkennen
Manchmal fühlen wir in wiederkehrenden Kreisläufen von Abwertung, Polemik, Unzufriedenheit, Vorwürfen, Stigmatisierung usw. gefangen. Wir fühlen uns entweder als Opfer oder wir erschaffen uns damit unbewusst einen Grund, aus der Haut zu fahren und aufzuregen, Wut rauszulassen. Um unseren Schmerz nicht fühlen zu müssen, triggern wir manchmal sogar unbewusst Andere, Gefühlsausbrüche zu zeigen, die gar nicht in ihrem Feld waren, sondern „reingewandert“ sind (Gaslighting). So erschaffen wir uns toxische Kreisläufe.
- Schmerz aus der Kindheit
Darunter kann ein sehr alter Schmerz liegen (sogar aus der Kindheit), den Du längst nicht mehr mit Deinem aktuellen Erleben in Verbindung bringst. Es kann auch ein Schmerz sein, der noch gar nicht so lange zurückliegt. - Schuldzuweisungen stoppen
Es ist wichtig, keinen Schuldigen (auch nicht uns selbst) mehr zu suchen, sondern sich den verdrängten Gefühlen in uns zu stellen. Stoppe die Schuldzuweisungen für Dein Unwohlsein, Deine schlechte Laune, Deine Reizbarkeit usw.
Solange wir die Gründe immer weiter dem Außen zuschreiben, kann es sich nicht lösen. Die Stimmung kann nicht besser werden, weil die Lösung gar nicht im Außen zu finden ist.
2. Die Lösung liegt in uns – schmerzhafte Enerige in uns wahrnehmen
Leid entsteht besonders durch nicht akzeptieren, nicht zulassen, ignorieren oder verdrängen von Schmerz. Es geht darum, den Schmerz friedlich wahrzunehmen und ihn zu betrachten, ohne Dramatisieren, Analysieren, ohne zu starke Identifikation. All das würde Leid entstehen lassen. Denn Leid entsteht besonders durch Nicht-Akzeptieren von Schmerz.
3. Alte Energie wandeln – Verarbeiten ist, wenn die Wunde durch die Heilungsstadien geht
Du kannst zurückgehen an den Punkt (z.B. in der Kindheit), der damals eigentlich hätte Schmerz verursachen sollen und diesen Schmerz lernen zu fühlen. Eine hilfreich Perspektive kann dabei sein: „Da ist etwas, was mit dicker, fetter Energie aufgeblasen ist und das schaue ich mir jetzt an, um es aufzulösen“. Es gilt, damit zu sein, zu ruhen… Wenn es Dir schwerfällt, braucht es möglicherweise professionelle Hilfe im Außen.
Dein Gewinn
- Feinde oder ständige Trigger im Außen können verschwinden.
- Du bewegst Dich aus dem Opferkreislauf heraus.
- Du entscheidest Dich, nicht mehr der Symptomträger zu sein.
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