Achtsamkeit ist das, was Dir Zugang zu Dir selbst und Deinem wahrhaftigen Gefühlsbewusstsein ermöglicht.
Das „Ego“ (der Teil in Dir, der nicht achtsam sein kann und aus Programmen besteht, die nicht Dein natürliches Sein verkörpern) ist ein kleiner Fuchs, wenn es darum geht, Deine Achtsamkeit zu torpedieren. Um sein Selbstgefühl zu stärken, benötigt es vor allem intensive Emotionen. Starke Emotionen liefern ihm Energie und die Möglichkeit zur Identifikation. Das ist der Grund, warum das Ego Dramen und Probleme erzeugt und es nach Anlässen sucht, um seine passenden/bekannten „Lieblingsgefühle“ zum Beispiel durch Streit oder Angstvorstellungen zu aktivieren.
Dies wird vor allem dann unterstützt, wenn Du keinen selbstsicheren Zugang zu Deinen Bedürfnissen hast und unangenehme Emotionen wie Druck, Angst, Unsicherheit, Unausgeglichenheit, Müdigkeit, Unruhe, Kränkung, Traurigkeit und Unzufriedenheit verdrängst und Dich extrem kontrollierst. Durch das Verdrängen entsteht ein riesiger emotionaler Hunger, den Dein Ego dann liebend gerne durch Streit, Aggressivität und Dramen ausgleicht.
Du wirst hin und wieder in Situationen geraten, in denen das Ego massiv gegen Deine Achtsamkeit rebellieren wird.
Oft sind es individuelle Trigger, die es plötzlich anheizen und die Lust auf Streit oder Leid zum Leben erwecken. Es könnte eine Aussage von Deinem Partner sein, das Verhalten einer Kollegin, ein anstehendes Event, eine Passage in einem Buch oder ein Kunde, der abgesagt hat. Manchmal ist es bei Frauen die hormonelle Situation, die es begünstigt, in so eine schwarze Emotionswolke abzutauchen.
Wenn Du in so einem Drama-Anfall des Egos bist, dann wird es alles dransetzen, um Dich davon zu überzeugen, dass Du keine andere Wahl hast, als Dich schlecht zu fühlen, wütend zu sein oder zu streiten. Du wirst es möglicherweise daran erkennen, dass Du extrem gereizt und aggressiv reagierst, alles negativ deutest, sofort kampfbereit oder beleidigt bist, Dich regelrecht in etwas hereinsteigerst, Streit suchst, nahestehende Menschen verletzt, Panik erzeugst oder sehr nah am Wasser gebaut bist. Deine Reaktion fällt also viel extremer aus als sonst.
Das Ego schüttet alle dunklen Emotionen über Dich aus, die sich jemals in Dir angesammelt haben.
Man könnte es auch einen Schmerzanfall nennen.
Jeder von uns kennt so einen Anfall, der eine hat mehr, die andere hat weniger damit zu kämpfen. Manchmal hast Du jahrelang Ruhe davor und dann führt Dich ein spezielles Ereignis wie beispielsweise eine Trennung, ein Verlust oder eine Krankheitsdiagnose in einen sehr intensiven und langen Schmerzanfall. Es ist auch möglich, dass der Schmerzanfall Deines Gegenübers ein so starkes Feld erzeugt, dass es auf Dich übergreift. Frage Dich also immer wieder: „ist das mein Energiefeld, in dem ich mich gerade befinde, oder wurde ich gekapert?
Ist die schwarze Wolke aktiv, helfen ausschließlich achtsame Betrachtung und Akzeptanz dieses inneren Zustandes weiter.
Es ist schon ein erster wichtiger Schritt, dass Du Dir dessen überhaupt bewusst bist, denn dann wütet sie nicht mehr in der Dunkelheit und Du kannst einschätzen, was mit Dir los ist. Ich höre oft von Klienten die Aussage: „Ich erkenne mich dann selbst nicht wieder. So bin ich gar nicht. Es ist, als ob eine fremde Macht in mir wütet, die alles zerstören will!“
Achtsamkeit hilft, dass der Schmerzanfall zumindest nicht noch schlimmer wird, schafft Raum und macht ihn erträglich. Sei Dir bewusst, dass auch dieser emotionale Zustand vergänglich ist und halte Dich an folgende Anregungen, um so schnell wie möglich aus der Wolke herauszukommen:
- Triff keine vorschnellen Entscheidungen, bevor der Schmerzanfall nicht vorüber ist.
- Nimm diese Schmerzattacke nicht persönlich, sondern erkenne sie als vorübergehende Besetzung.
- Kämpf nicht dagegen an, mach Dir keine Selbstvorwürfe oder ärgere Dich nicht darüber.
- Lass Dich nicht irreführen und denke, dass dieser Zustand in irgendeiner Form die Realität widerspiegelt und so bleibt. Fälle keine starren Urteile. Tue nichts, was Du später bereust, auch wenn es sehr verlockend ist.
- Erwarte keine schlagartige Linderung. Es ist okay, dass Du Dich gerade unwohl fühlst. Fühle den Schmerz körperlich und denke nicht drüber nach oder heize ihn mit Gedanken an. Wenn das nicht möglich ist, erlaube Dir einen Trauerzeitraum und beende dann nach einiger Zeit auch wieder aktiv Dein Selbstmitleid, damit Du Dich nicht darin verlierst. Am besten lenkst Du Dich ab, verabredest Dich, gönnst Dir eine Massage, gehst spazieren oder treibst Sport.
Wenn Du häufig Schmerzwolken erlebst, kannst Du Dir einen Notfall-Plan vorbereiten, wie Du ihr begegnest.
Natürlich wird es herausfordernd, wenn Du auf einen Menschen triffst, der gerade einen Schmerzanfall hat. Wenn Du in einer Partnerschaft oder Ehe lebst, ist der andere für das Ego die erste Anlaufstelle. Nahestehende Menschen sind Lieblingsopfer. Ein Mensch mit einem Schmerzanfall wird es Dir besonders schwer machen, Dich nicht provozieren zu lassen, zu ärgern oder in Bösartigkeit zu verfallen.
Wenn Du gerade mit jemandem zu tun hast, der im Schmerzanfall gefangen ist, dann unterlasse es, ihn umstimmen, motivieren oder beruhigen zu wollen. All das wird das Drama nur verstärken, da das Ego dieses Menschen gerade Leid will. Es produziert hohe Wellen und Deine Bemühungen, diese zu glätten stört es gewaltig. Das Einzige, was Dir und diesem Menschen hilft, ist der Raum der Wahrnehmung und Beobachtung. Ist die Wolke abgezogen, tut diesem Menschen sein Verhalten oft selbst leid.
Sieh zu, dass du Distanz gewinnst, und steige nicht in Diskussionen ein. Nimm es auf keinen Fall persönlich, Du bist leider gerade die Angriffsfläche geworden. Nicht immer wird Dir das gelingen, aber Du kannst es üben. Wenn Du so jemanden am Telefon hast oder in ein Gespräch mit ihm/ihr verwickelt bist, dann solltest Du die Unterhaltung beenden, wenn es destruktiv oder beleidigend wird. Sei Dir sicher: Du zerstörst dadurch nichts. Hier wird es gerade keine Lösung geben. Du verschwendest Deine Zeit und eventuell wird es nur noch schlimmer, wenn Du bleibst. Es braucht zunächst ein RESET.
Manchmal wirst Du auf Menschen treffen, die so voller Negativität sind, dass sie einem dauerhaften Schmerzanfall unterliegen. Dieser Zustand ist ein Teil ihrer Identität geworden. Jeder Versuch der Lösung wird abgewehrt werden.
Merke: Wer sein Problem kennt, aber nichts aktiv zur Lösung beiträgt, der ist und bleibt Teil des Problems. Niemand kann jemandem helfen, der sein Problem oder sein Unwohlsein behalten will.
Was kannst Du tun? Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wenn Du nicht dauerhaft darunter leiden willst:
Du bist entweder schon achtsam genug, um diesem Menschen mit Gelassenheit zu begegnen.
Oder: Du solltest Dich wenn möglich entfernen, da Dein eigenes Feld/Wohlbefinden immer wieder extrem sabotiert wird.