Unser Alltagsbewusstsein ist sehr häufig durch Gefühle wie Ärger, Frust und Angst gekennzeichnet. Für unseren Verstand ist das unvermeidbar und völlig normal, da er diese Gefühle aus sich selbst heraus täglich erzeugt, um seine Existenz zu bestätigen. Sie entspringen sozusagen seiner Natur. Doch auch, wenn wir meinen, dass wir uns aus gutem Grund ärgern müssten, so ist das nicht der Fall. Wir haben jederzeit die Möglichkeit, uns von diesem Reaktionsmuster zu befreien. Es gibt genug Gründe, warum wir großen Nutzen davon haben, uns nicht ständig in Negativität zu verfangen. Der wichtigste Grund ist, dass es pure Energieverschwendung ist, denn emotionale Widerstände ändern absolut nichts am Ist-Zustand. Heute gebe ich Dir einen kleinen Einblick, wie Du lernen kannst, „über“ den Dingen zu stehen und Dich von den Geschehnissen des Alltags nicht immer sofort in die Negativität mitreißen zu lassen.

Wann ärgern wir uns eigentlich oder sind frustriert?

  • Wenn wir etwas nicht bekommen, was wir haben wollen.
  • Wenn wir etwas bekommen haben, was wir nicht wollen.
  • Wenn etwas anders läuft oder sich anders entwickelt, als wir es uns vorgestellt haben.
  • Wenn wir etwas verlieren, was wir behalten wollen.

Es geht also immer darum, dass eine Erwartungshaltung oder Vorstellung sich nicht erfüllt hat. Unser Verstand hält sich dadurch lebendig, dass er immer wieder die Gegenwart verlässt und sich Bilder von der Zukunft macht oder bestimmte Vorstellungen kreiert. Nur all zu oft treten diese Vorstellungen oder Erwartungen allerdings nicht ein, oder wir werden von einem Ereignis total überrascht. Unser Verstand reagiert dann mit Negativität. Er will häufig nicht akzeptierten, welche Gestalt die Gegenwart annimmt und ist der Illusion verfallen, dass sich durch seinen energetischen Widerstand etwas ändern würde. Diesen Widerstand spüren wir dann als Ärger oder Frust.

In der Gegenwart bleiben und annehmen, was ist.

Wir können uns aus den Ketten des Verstandes befreien und uns von Frust und Ärger befreien, indem wir zwei Fähigkeiten aktivieren. Diese wesentlichen beiden Fähigkeiten, die uns Gelassenheit ermöglichen, sind Gegenwärtigkeit und Akzeptanz. Die Gegenwärtigkeit befreit uns von der Flucht in Vorstellungen und Erwartungen. Sie bringt uns wieder direkt in den Kontakt mit dem Leben – also mit uns selbst, unserer freudigen und entspannten Lebendigkeit und einer tieferen Wahrheit. Um Ärger loszulassen, braucht es also zunächst eine geistige Aktivierung und das bewusste Innehalten, um jegliche Gedanken, die der Gegenwart entfliehen wollen, wieder einzufangen. Hier hilft ein inneres STOPP oder die Konzentration auf die Atmung, um sich selbst zu zentrieren. Der regelmäßige Fokus auf die Atmung erhöht unsere Fähigkeit zur Sammlung in der Gegenwärtigkeit enorm.

Der nächste Schritt ist die Bereitschaft zur Akzeptanz. Ich nenne sie auch die heilsame Wurzel, mit der wir Anhaftung an Widerstand und Negativität loslassen können. Akzeptanz ist nur in der Gegenwart zu finden. Ohne Gegenwärtigkeit ist es nicht möglich, in diesen Zustand zu gelangen. Akzeptanz kann auch Gleichmütigkeit genannt werden. Gleichmütigkeit beinhaltet keine Ablehnung, aber auch keine Gleichgültigkeit. Wenn Du Dich mit Akzeptanz verbinden kannst, kannst Du innerlich zulassen, dass die Erfahrung, die Du im gegenwärtigen Moment machst, nicht zu ändern ist, da sie ja schon da ist. Du kannst Dich öffnen für das Leben.

Du begegnest jeder Welle des Lebens mit Akzeptanz. Eine Welle, die da ist, lässt sich nicht aufhalten oder wegdrängen. Wenn Du das Wasser versuchst aufzuhalten, dann staut es sich bloß und schlägt mit gewaltiger Wucht zurück. Ablehnung oder emotionaler Widerstand gegen die Wellen sind unsinnige Kämpfe, die nichts daran ändern, dass die Welle da ist. Aus der Tiefe der Gegenwärtigkeit heraus kannst Du mit der Welle gleichmütig umgehen und Deinen Frieden mit ihr machen, wenn sie auftaucht. Du gehst mit dem Wellengang, nicht gegen ihn, weil Dir bewusst ist, dass das unnötiges Leid erzeugt.

Das Leben in allen seinen Wellenformen lieben.

Wenn Du gegen unerwartete Wellen bist, bist Du gegen das Leben. Akzeptanz fordert von Dir, „Ja“ zum Leben zu sagen und es in allen seinen Wellenformen zu lieben. Ablehnung lenkt die Energie immer wieder auf auf das, was Dir Ärger bereitet. Also wird Ärger wachsen. Akzeptanz macht den Weg frei für Frieden (Zufriedenheit). Du bewegst Dich zum Frieden und genau dieses Energiesignal sendest Du aus.

Ich weiß, das ist viel einfacher gesagt als getan. Gegenwärtigkeit und Akzeptanz sind zwar ganz natürliche Fähigkeiten, können bei den meisten Menschen jedoch nur durch Training erreicht werden, weil der Verstand erst in diese Richtung „erzogen“ werden muss, Dir auch stets zu folgen. Schon kleine Kinder stampfen wild auf dem Boden herum und schreien wütend, wenn Junior-Verstand nicht das bekommt, was er will. Ein Kind muss und sollte diesen Bewusstseinszustand zunächst durchlaufen. Als Erwachsener können wir erkennen, dass das unnötig ist und uns selbst schadet. Wir brauchen in diesem Stadium des Kindes nicht stehen zu bleiben. Auch, wenn die erwachsene Variante davon vielleicht etwas dezenter aussieht, Ablehnung ist Ablehnung und kann nur durch Akzeptanz und Gleichmütigkeit aufgelöst werden. Innerlich „JA“ sagen bedeutet übrigens nicht, dass Du Dich ab sofort nur noch in den Sessel setzen und sich dem Schicksal ergeben sollst. Wir können und sollen Gestalter unseres Lebens sein und etwas ändern, das wir ändern wollen. Dafür brauchen wir keine Negativität. 

Finde zunächst heraus, wie oft und was Du alles ablehnst, und notiere es am besten.

Jede Welle hat ihren Sinn.

Immer, wenn Dein Verstand etwas ablehnt, was Du gerade erfährst, bringe Dich in die Gegenwart und mache Dir blitzschnell bewusst, dass Du Dich doppelt bestrafst, wenn Du Ärger, Wut, Enttäuschung entwickelst. Jede Welle hat ihren Sinn (auch, wenn er sich erst später erschließt).

Vielleicht denkst Du jetzt, dass Gleichmütigkeit und Akzeptanz Bewegungslosigkeit fördern? Das Gegenteil ist der Fall. Akzeptanz ist ein höchst positiver und dynamischer Zustand, der Energien förderlich bewegt und Raum schafft. Es geht nicht immer darum, wie wir in einer Situation bestmöglich unsere Bedürfnisse befriedigen können, oder wer Schuld hat, sondern wie wir ihr angemessen und für uns förderlich gerecht werden können. Akzeptanz beginnt in den Kleinigkeiten des Alltags, in denen wir uns von Wut und Ärger befreien können: Der volle Parkplatz, das Glas, das herunterfällt, die andere Meinung, der mürrische Kunde am Telefon, der Handwerker, der zu spät kommt, das Kind, das bockig ist…

Das Geheimnis der Akzeptanz ist im Grunde ganz einfach: Üben, üben, üben.